In die Urkunden wird sein Familienname mit Soël
eingetragen. Die Eltern, Gerti Schindel und René Hajek,
österreichische Kommunisten jüdischer Herkunft, waren
im Sommer 1943 von Frankreich aus als "elsässische Fremdarbeiter"
unter den Decknamen Susanne Soël und Pierre Lutz nach Österreich
eingeschleust worden, um im Auftrag der Exil-KPÖ in Linz
eine Widerstandsgruppe aufzubauen.
Nach der Entdeckung der Mission wurden die Eltern
nach Auschwitz deportiert, der Vater wurde im März 1945 in
Dachau ermordet, die Mutter überlebte Auschwitz und Ravensbrück,
kehrte 1945 nach Wien zurück und fand ihren Sohn wieder,
den sie vor der Deportation mit fremder Hilfe als "Waise
von asozialen Eltern unbekannter Herkunft" ausgerechnet in
einem Wiener Kinderheim der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt
(NSV) hatte verstecken können.
Schindel besuchte von 1950 bis 1954 die Volksschule,
danach das Bundesrealgymnasium in Wien (1959 Entlassung wegen
"schlechter Führung").
1959 Buchhändlerlehre im Wiener Verlag Globus,
die er abbrach, um u.a. nach Paris zu reisen und sich in Schweden
als Tellerwäscher durchzuschlagen. Aufgewachsen im Umfeld
der KPÖ und deren Jugendverbänden, war Schindel von
1961 bis 1967 aktives Parteimitglied.
1967 holte er auf einer externen Wiener "Maturaschule"
das Abitur nach und immatrikulierte sich in den Fächern Jura
(2 Semester) und Philosophie (bis 1974) an der Universität
Wien. Im Anschluß an Vorbilder aus Westdeutschland und West-Berlin
bis 1968 Wortführer der "Kommune Wien", dem radikalsten
Teil der Wiener Studentenbewegung.
Danach, bis 1978, politische Tätigkeit in
"maoistischen" Kreisen. Schindels Schreiben hat frühe
Wurzeln in lyrischen Versuchen in den späten fünfziger
Jahren (u.a. im Wiener "Tagebuch"), einem Hörspiel
für den Österreichischen Rundfunk (1968), energischer
ab 1969, als er mit Christof ubik die "Gruppe Hundsblume"
gründete.
Seinen Lebensunterhalt sicherte er durch zahlreiche
(Gelegenheits-)Jobs, u.a. bei Post und Bahn, als Bibliothekar
der Wiener Hauptbücherei (1975-1980), Nachtredakteur bei
Agence France Press (1981-1983) und als Gruppentrainer für
Arbeitslose (1983-1986). Daneben entstanden Arbeiten für
Film, Fernsehen und Rundfunk. Ab 1986 freier Schriftsteller in
Wien, zu Beginn der achtziger Jahre trat Schindel wieder in die
Israelitische Kultusgemeinde ein.
Seit August 2009 ist er Universitätsprofessor
am Institut für Sprachkunst auf der Universität für
Angewandte Kunst.
von Volker Kaukoreit aus dem © KLG
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