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LYRIK Mein mausklickendes Saeculum (Auswahl)
  Gedichte. 2008. Suhrkamp Verlag
 

 

Wiener Litanei

Ich stecke tief in der Wiener Melange
Ich wache auf, der Gedanke steht am Fußende
Bis ich aufstehe und ihn anziehe. Kein Wunder
Wenn der Kelim verrutscht. Die Einflugschneise
Über Erdberg ist mir wurscht, sie ärgert den Stadtteil

Ich stecke tief in der Wiener Melange
Und wieder will der Duschvorhang mehr sein
Als der Fetzen vor der Blöße, der Vorzimmerspiegel
Mehr als mein nackter Körper. Das macht mich lachen
Der ich versammelt bin mit mir in der Heimstatt

Ich stecke tief in der Wiener Melange
Abgeduscht und vorm Fernseher erscheint wie zum Trotz
Immer wer andrer als ich, was andres als meins
Obwohl ich sitz und besitz ihn. Nun muht
Der hochfahrende Laptop. Ich herrsche ihn an, hör zu:

Ich stecke tief in der Wiener Melange
Der Desktop, ein Urstummer, zeigt mir wie immer
Oma Mathilde, Opa Emmanuel Hajek im Freibad
Die sind, was sie waren. Er starb wie ein Mensch am Herzen
Mathilden aber bliesen sie im Südpolnischen in die Himmel

Ich stecke bloß in der Wiener Melange
Die Dinge reden, die Leute eine Schweigetod. Weg
Strebe ich vom Laptop, möchte endlich mich selbst in die Arme
Da läuten drei Mails sich herein eins bleibt stecken
Verhängt mir den Horizont, sodass ich

Hänge und stecke in der Wiener Melange
Die Zeit vergeht, ich altere grundlos und haltlos und
Ewig singt mir von der Erdberger Schneise her ein Engel
Aus taubem Gestein einst gefügt Klumpen ins Ohr
Ich zieh mich an, reiß dabei den Gedanken ein, er endet sofort.

Und ich stecke überrascht in dieser Wiener Melange
Zupfe den Kelim zurecht, hänge den Wutanfall vor den Spiegel
Verschließ meine Heimstatt, dabbel die Stufen hinab
In der Schüttelstraße vorm Haus steht mein grauer Ludwig
Ihn start ich und stecke sofort in der Wiener Melange

Warum stecke ich ewig in ihr, statt sie einfach zu saufen und
Von fern mich nach ihr zu sehnen wie Kohn und Geduldig
Den Schmäh ungerührt in den Suppentöpfen der Wiener zu wissen
Die ihn eh verrühren zu Wein und Blut. Ich mache die Tür auf
Betret das Café. Der Ober sieht mich und bringt mir die Schale Gold


   
   
 
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